Neue Erkenntnisse zu ME/CFS: Epstein-Barr-Virus und die Rolle von IgG-Antikörpern

24. Januar 2024
tl;dr – too long, didn't read

In einer neuen Studie zu ME/CFS wurden IgG-Antikörper-Reaktionen auf Epstein-Barr-Virus-Peptide untersucht. Ein spezifischer 26-Antikörper-Klassifikator konnte ME/CFS-Patient*innen mit einem infektiösen Auslöser von gesunden Kontrollen unterscheiden. Die Studie beleuchtete die Schwierigkeit, allgemeine Marker für ME/CFS zu finden, und wies auf mögliche Behandlungsansätze hin. Die Rolle der Antigen-Mimikry bei der Pathogenese von ME/CFS blieb jedoch unklar, da keine signifikante Korrelation zwischen wichtigen EBV-Peptiden und menschlichen Proteinen gefunden wurde.

Die Diagnose und Pathologie von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Fatigue-Syndrom (ME/CFS) sind nach wie vor umstritten. Eine aktuelle Studie analysierte IgG-Antikörper-Reaktionen auf 3054 Epstein-Barr-Virus (EBV)-Peptide bei ME/CFS-Patient*innen, um festzustellen, ob diese Immunreaktionen bei der Diagnose helfen und eine pathologische Autoimmunität auslösen könnten​​.

Methodik

Unter Verwendung eines maschinellen Lernansatzes wurde versucht, das Krankheitsbild der Studienteilnehmer*innen vorherzusagen. Ein “Super Learner”-Algorithmus zielte dabei auf eine Genauigkeit von 85% ab, wenn die Daten in Trainings- und Testsets aufgeteilt wurden​​.

Ergebnisse

Die Studie konnte keinen Antikörper-basierten Klassifikator finden, der die gewünschte Genauigkeit im Testdatensatz erreichte, wenn man alle ME/CFS-Patient*innen oder eine Untergruppe mit nicht-infektiösen oder unbekannten Krankheitsauslösern mit gesunden Kontrollpersonen (HCs) verglich. Jedoch identifizierte sie einen 26-Antikörper-Klassifikator, der ME/CFS-Patient*innen mit einem infektiösen Krankheitsauslöser von den HCs mit einer Genauigkeit von 100% und 90% in den Trainings- und Testsets unterscheiden konnte​​.

Diskussion und klinische Implikationen

Die Studie zeigte die wiederkehrende Schwierigkeit auf, anti-EBV-Antikörper als allgemeine Marker für ME/CFS zu finden. Sie deutet darauf hin, dass Behandlungen wie Immunadsorption, Rituximab und Cyclophosphamid speziell für diese klinische Gruppe eingesetzt werden könnten. Die Ergebnisse legen nahe, dass 26 Antikörper gemeinsam als diagnostisches Werkzeug für Verdachtsfälle verwendet werden könnten, die eine Infektion am Beginn ihrer Symptome berichten​​.

EBV-Antigen-Mimikry und seine mutmaßliche Rolle in der Pathogenese von ME/CFS

Die Studie untersuchte auch die Rolle der molekularen Mimikry zwischen EBV und menschlichen Antigenen in der Pathogenese von ME/CFS. Obwohl einige EBV-Peptide eine hohe Sequenzhomologie mit menschlichen Proteinen aufwiesen, fand man keine signifikante Korrelation zwischen der Wichtigkeit der Antikörper und der besten Ausrichtungsscore zwischen den assoziierten Peptiden und menschlichen Proteinen. Dies deutet darauf hin, dass die Antikörper, die wichtige EBV-Peptide für die Krankheitsvorhersage erkennen, kein hohes Potenzial für Kreuzreaktivität mit menschlichen Proteinen haben​​.

Molekulares Mimikry beschreibt ein Phänomen, bei dem Teile eines Pathogens, wie Viren oder Bakterien, strukturelle Ähnlichkeiten mit Proteinen des menschlichen Körpers aufweisen. Diese Ähnlichkeit kann dazu führen, dass das Immunsystem irrtümlich körpereigene Zellen angreift, was Autoimmunerkrankungen auslösen oder verschlimmern kann.