ME/CFS und die Problematik psychosomatischer Zuschreibungen

03. Januar 2024
tl;dr – too long, didn't read

Der Artikel "Warum die psychosomatische Sicht auf Myalgische Enzephalomyelitis unzureichend ist und Patient*innen schadet" kritisiert die Deutung von ME/CFS als psychosomatische Krankheit. Er betont, dass wissenschaftliche Belege klar auf eine organische Ursache hinweisen. Die Autor*innen beleuchten, wie psychosomatische Hypothesen die korrekte Diagnose und Behandlung behindern und zu Stigmatisierung führen. Sie empfehlen, dass ME/CFS als somatische Erkrankung anerkannt und entsprechend behandelt wird, wobei Pacing statt belastender Therapien wie GET im Vordergrund stehen sollte.

Einführung: ME/CFS als somatische Erkrankung

Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine chronische Krankheit, die durch Post-exertionelle Malaise (PEM) charakterisiert wird. Trotz zahlreicher Belege für organische Anomalien bei ME/CFS-Patient*innen hält sich die Ansicht, dass ME/CFS eine psychosomatische Krankheit sei. Dieser Artikel argumentiert gegen diese Ansicht und hebt hervor, wie wichtig es ist, ME/CFS als somatische Erkrankung zu behandeln und Pacing als zentrale Behandlungsstrategie zu nutzen.

Die Tradition der psychosomatischen Zuschreibung organischer Krankheiten

Die psychosomatische Medizin hat eine lange Tradition, in der physische Syndrome ohne relevante organische Korrelate oft psychosozialen Faktoren zugeschrieben werden. Viele Krankheiten, einschließlich ME/CFS, wurden in der Vergangenheit fälschlicherweise als psychosomatisch betrachtet. Diese Ansichten werden jedoch zunehmend durch wissenschaftliche Erkenntnisse widerlegt.

Widersprüche zwischen psychosomatischen Modellen und wissenschaftlichen Erkenntnissen

Die psychosomatischen Theorien, wie sie beispielsweise in der PACE-Studie vertreten werden, stehen im Widerspruch zu den empirischen Befunden, die auf physische Anomalien bei ME/CFS hinweisen. Insbesondere die Annahme, dass dysfunktionale Kognitionen und daraus resultierende Deaktivierung die Symptome von ME/CFS aufrechterhalten, widerspricht den Beobachtungen einer abnormalen Reaktion auf auch geringfügige Anstrengungen.

Psychosomatische Ansichten und ihre Auswirkungen auf Patient*innen

Die psychosomatische Sichtweise auf ME/CFS ist nicht nur irreführend, sondern auch schädlich. Sie steht im Widerspruch zu Pacing als zentraler Strategie des Krankheitsmanagements und führt zur Empfehlung schädlicher Therapien wie der Graded Exercise Therapy (GET). Dies kann zu einer Verschlechterung der Symptome und zu einer Stigmatisierung der Betroffenen führen.

Forschung und Behandlung: Der Weg nach vorne

Die Mehrheit der Forschung betrachtet ME/CFS als eine organische Krankheit. Es ist wichtig, dass diese Sichtweise in die medizinische Praxis übertragen wird, um eine angemessene Versorgung der Betroffenen zu gewährleisten. Eine umfassende Aufklärung von Mediziner*innen und Öffentlichkeit über ME/CFS ist entscheidend, um Fehldiagnosen, Stigmatisierung und falsche Behandlungen zu vermeiden.

Schlussfolgerung: Die Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels

Es bleibt viel zu tun, um das Verständnis von ME/CFS zu verbessern und die weit verbreiteten psychosomatischen Fehlinterpretationen zu überwinden. Ein korrektes biomedizinisches Verständnis von ME/CFS ist entscheidend, um den Patient*innen eine adäquate Versorgung zu bieten und langfristig ihre Lebensqualität zu verbessern.