HDL-Proteom-Analyse enthüllt Mechanismen hinter Post-Covid-Syndrom

31. Mai 2024
tl;dr – too long, didn't read

Eine Studie untersuchte 16 Patienten mit Post-Covid-Syndrom (PCS) und ME/CFS, die mit Statinen und ARBs behandelt wurden. HDL-Proteomanalysen zeigten signifikante Veränderungen, insbesondere Proteine wie MYL6 und HBB. Die Behandlung verbesserte klinische Symptome und erhöhte spezifische Proteine (FAM3C, ATP6AP2, ADAM10). Dies deutet auf entzündungshemmende Effekte hin, die zukünftige Therapieansätze beeinflussen könnten.

Einleitung

Eine aktuelle Studie von Forschern der Philipps-Universität Marburg bietet neue Einblicke in die Behandlung von Myalgischer Enzephalomyelitis/Chronischem Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) und Post-Covid-Syndrom (PCS). Durch die Analyse des High-Density Lipoprotein (HDL) Proteoms bei betroffenen Patient*innen konnten wichtige pathophysiologische Mechanismen und potenzielle Therapieansätze identifiziert werden.

Hintergrund

Das SARS-CoV-2-Virus hat weltweit Millionen von Menschen infiziert und bei vielen zu langfristigen Gesundheitsproblemen geführt. Diese werden oft als Post-Covid-Syndrom (PCS) bezeichnet, wenn die Symptome mehr als 12 Wochen nach der Infektion anhalten. Eine ähnliche Symptomatik kann nach der Impfung gegen SARS-CoV-2 auftreten und wird als Post-Vaccination-Syndrom (PVS) bezeichnet. Beide Zustände beinhalten eine Vielzahl von Symptomen wie Müdigkeit, Atemnot und kognitive Beeinträchtigungen, deren genaue Ursachen noch weitgehend unbekannt sind.

Methodik

Die Studie untersuchte 16 Patient*innen mit PCS oder PVS, die über sechs Wochen mit einer Kombination aus Statinen (HMG-Co-A-Reduktasehemmern) und Angiotensin-II-Rezeptorblockern (ARBs) behandelt wurden. Die Patient*innen wurden in zwei Gruppen eingeteilt: eine Gruppe mit Post-Covid-Syndrom nach einer Infektion (PCS, n = 8) und eine Gruppe mit Symptomen nach der Impfung (PVS, n = 8). Gesunde, asymptomatische Personen dienten als Kontrollgruppe. HDL wurde aus den Blutproben der Teilnehmer*innen isoliert und das Proteom quantitativ mittels Massenspektrometrie analysiert. Klinische Symptome wurden vor und nach der Therapie durch Fragebögen bewertet.

Ergebnisse

Die Analyse des HDL-Proteoms zeigte, dass es zwischen PCS- und PVS-Patient*innen keine signifikanten Unterschiede gab, wohl aber im Vergleich zu den Kontrollgruppen. Das HDL der Patient*innen zeigte signifikante Veränderungen, darunter erhöhte Werte von Hämoglobin und bestimmten zytoskelettalen Proteinen. Nach der sechswöchigen Therapie mit Statinen und ARBs zeigten die Patient*innen eine klinische Verbesserung. Insbesondere wurden drei Proteine (FAM3C, ATP6AP2, ADAM10) nach der Therapie signifikant erhöht. In vitro-Tests mit Endothelzellen zeigten, dass das HDL-Proteom der behandelten Personen eine reduzierte Expression von entzündungsfördernden Zytokinen und Adhäsionsmolekülen verursachte.

Diskussion

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine gestörte Regulation des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) und des Cholesterinstoffwechsels zu den Symptomen bei PCS und PVS beitragen könnte. Die Behandlung mit Statinen und ARBs führte zu einer signifikanten Verbesserung der Symptome und einer Reduktion der Entzündungspotentiale des HDL-Proteoms. Diese Therapie könnte somit eine vielversprechende Option für Patient*innen mit PCS und PVS darstellen.

Schlussfolgerungen

Die Studie legt nahe, dass die Kombination aus Statinen und ARBs eine vielversprechende Therapie für Personen mit PCS und ME/CFS darstellt. Die Veränderungen im HDL-Proteom nach der Behandlung deuten darauf hin, dass diese Medikamentenkombination entzündungshemmende Effekte hat und die Symptome der Patient*innen verbessert. Diese Erkenntnisse könnten zukünftige therapeutische Ansätze für PCS und ME/CFS beeinflussen. Weitere groß angelegte, randomisierte klinische Studien sind erforderlich, um diese vorläufigen Ergebnisse zu bestätigen und die genauen Mechanismen zu klären.