Fokus auf PEM steigert Patient*innen-Zufriedenheit und Gesundheit bei ME/CFS
10. Dezember 2023Eine Studie in Norwegen untersuchte die Rolle der Berücksichtigung von Post-exertioneller Malaise (PEM) bei der Behandlung von ME/CFS. Analysiert wurden Daten von 788 Rehabilitationsaufenthalten, 86 Krankenhauskonsultationen und 89 -interventionen. Es zeigte sich, dass die Einbeziehung von PEM mit einer geringeren Gesundheitsverschlechterung und höherer Patientenzufriedenheit korrelierte. Die Ergebnisse betonen die Wichtigkeit der Anerkennung von PEM in der Behandlung von ME/CFS, insbesondere da aktuelle Leitlinien noch immer CBT und GET vorschlagen, obwohl diese für ME/CFS mit PEM als ineffektiv gelten.
Einleitung und Hintergrund
Die Studie untersucht die Rolle der Post-exertionellen Malaise (PEM) in der Behandlung von ME/CFS in norwegischen Spezialeinrichtungen. PEM, ein Schlüsselsymptom von ME/CFS, wird möglicherweise auch bei Langzeit-Covid-Patient*innen beobachtet. Die Studie zielt darauf ab, den Einfluss der Berücksichtigung von PEM auf Patientenergebnisse und die Qualität der Versorgung zu bewerten.
Methodik der Studie
Die Datenbasis bildeten zwei Online-Umfragen zu den Erfahrungen von ME/CFS-Patient*innen mit Spezialbehandlungen in Norwegen, einschließlich 788 Rehabilitationsaufenthalten, 86 Krankenhauskonsultationen und 89 Krankenhausinterventionen. Zur Analyse wurden logistische Regressionsmodelle und Mann-Whitney U-Tests verwendet, um den Einfluss der Berücksichtigung von PEM auf Gesundheit, Funktionsfähigkeit, Patientenzufriedenheit und wahrgenommenen Nutzen zu quantifizieren.
Der Mann-Whitney U-Test ist ein nichtparametrisches statistisches Verfahren, das verwendet wird, um zu bewerten, ob es signifikante Unterschiede zwischen zwei unabhängigen Stichproben gibt. Er ist besonders nützlich, wenn die Daten nicht normal verteilt sind oder wenn es sich um ordinale Daten (also z. B. Bewertungsskalen wie “schlecht”, “durchschnittlich”, “gut”, “sehr gut”) handelt. Der Test vergleicht die Mediane der beiden Gruppen und prüft, ob sich ihre Verteilungen unterscheiden. Er ist eine Alternative zum t-Test und wird oft in der medizinischen und sozialwissenschaftlichen Forschung eingesetzt.
Ergebnisse der Studie
PEM wurde in 48% der Rehabilitationsaufenthalte, 43% der Konsultationen und 65% der Krankenhausinterventionen angesprochen. Nichtberücksichtigung von PEM verdoppelte nahezu das Risiko einer Verschlechterung der Gesundheit nach der Rehabilitation und Krankenhausintervention. Ein Fokus auf PEM während des klinischen Kontakts war signifikant mit höheren Bewertungen der Patientenzufriedenheit und des Nutzens von Konsultationen und Interventionen verknüpft.
Diskussion und Schlussfolgerungen
Die Studie zeigt, dass PEM in der Spezialbehandlung von ME/CFS-Patient*innen in Norwegen oft nicht anerkannt wird. Das Nichtadressieren von PEM erhöhte signifikant die Wahrscheinlichkeit einer Verschlechterung der Gesundheit und Funktion nach der Intervention und war stark mit einer reduzierten wahrgenommenen Versorgungsqualität, Zufriedenheit und Nutzen verbunden. Die Ergebnisse könnten mit den angewendeten Erklärungsmodellen für ME/CFS zusammenhängen und sind wahrscheinlich auch für Long COVID relevant.
Bedeutung für die Praxis
Die Studie unterstreicht die Wichtigkeit, PEM in der Behandlung von ME/CFS zu berücksichtigen, insbesondere angesichts der aktuellen norwegischen Leitlinien, die noch immer CBT und GET empfehlen, obwohl diese Ansätze für ME/CFS-Patient*innen mit PEM als ineffektiv oder sogar schädlich angesehen werden. Die Interventionen sollten stattdessen auf die Optimierung der Funktionsfähigkeit im Alltag und die Reduzierung von PEM ausgerichtet sein, um Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
CBT (Kognitive Verhaltenstherapie) ist eine Psychotherapieform, die darauf abzielt, ungesunde Denkmuster und Verhaltensweisen zu verändern, um psychische Probleme zu behandeln. Sie konzentriert sich auf die Herausforderung und Umstrukturierung negativer Gedanken und Überzeugungen.
GET (Graduierte Übungstherapie) ist eine Behandlung, die schrittweise zunehmende körperliche Aktivitäten vorsieht, um die Ausdauer und Funktion bei Erkrankungen wie chronischem Erschöpfungssyndrom zu verbessern. Sie basiert auf der Annahme, dass schrittweise Steigerung der Bewegung die Symptome reduzieren kann.