Autonomes Nervensystem: Verbindende Muster bei ME/CFS und Long Covid

22. Januar 2024
tl;dr – too long, didn't read

Neue Forschungsergebnisse zeigen bedeutende Überschneidungen in der Dysautonomie zwischen ME/CFS und Post-COVID-19-Syndrom (PCS). In einer Studie mit ME/CFS- und PCS-Betroffenen sowie gesunden Kontrollen wurden Herzratenvariabilität (HRV) und Blutdruckvariabilität (BPV) untersucht. Die Ergebnisse zeigen signifikante Abweichungen bei HRV und Baroreflex-Sensitivität in beiden Patientengruppen. Diese Befunde könnten die Diagnose und Behandlung von ME/CFS und PCC beeinflussen und weisen auf eine gemeinsame Pathophysiologie in der Dysregulation des autonomen Nervensystems hin.

Neue Forschungen zeigen bemerkenswerte Parallelen in der Dysregulation des autonomen Nervensystems, bekannt als Dysautonomie, zwischen ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) und dem Post-COVID-19-Syndrom (PCS, auch bekannt als Long Covid)​​.

Studienmethodik

In der Studie wurden 34 ME/CFS-Betroffene, deren Erkrankung nicht mit COVID-19 in Verbindung steht, 29 PCS-Betroffene und 32 gesunde Kontrollpersonen untersucht. Die Teilnehmenden wurden nach verschiedenen etablierten ME/CFS-Kriterien sowie den WHO-Kriterien für PCS ausgewählt. Durch Elektrokardiogramm und Blutdruckmessung wurden Herzratenvariabilität (HRV) und Blutdruckvariabilität (BPV) sowohl in Ruhe als auch bei kontrollierter Atmung analysiert. Zudem wurden Indikatoren der Baroreflex-Regulation, wie Baroreflex-Effektivitätsindex und Baroreflex-Sensitivität, bewertet​​.

Die Baroreflex-Regulation ist ein körperlicher Mechanismus, der den Blutdruck stabil hält. Sensoren in den Blutgefäßen (Barorezeptoren) messen den Blutdruck und senden Signale an das Gehirn. Bei Blutdruckänderungen reagiert das Gehirn, indem es die Herzfrequenz und Gefäßweite anpasst, um den Blutdruck zu normalisieren.

Ergebnisse der Studie

Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl bei ME/CFS- als auch bei PCS-Betroffenen die Gesamtleistung sowie die Leistung bei niedrigen und hohen Frequenzen der RR-Intervallvariabilität im Vergleich zu gesunden Kontrollen signifikant niedriger waren. Diese Ergebnisse deuten auf eine Dysautonomie in beiden Patientengruppen hin. Interessanterweise normalisierten sich die HRV-Parameter bei langsamer Atmung in der PCS-Gruppe, jedoch nicht bei ME/CFS-Betroffenen. Es gab auch deutliche Korrelationen zwischen HRV, BPV-Parametern und Ermüdung, jedoch nicht mit depressiven oder Angstsymptomen. Ferner war die Baroreflex-Sensitivität bei ME/CFS- und PCS-Betroffenen niedriger als bei den gesunden Kontrollen​​.

Die RR-Intervallvariabilität (Herzratenvariabilität, HRV) ist ein Maß für die zeitlichen Schwankungen zwischen aufeinanderfolgenden Herzschlägen. Sie spiegelt die Fähigkeit des Herzens wider, sich auf physiologische und Umweltbedingungen flexibel anzupassen und ist ein Indikator für die Gesundheit des autonomen Nervensystems.

Diskussion

Diese Erkenntnisse legen nahe, dass die Dysautonomie ein gemeinsames Merkmal von ME/CFS und PCS sein könnte. Besonders bemerkenswert ist die enge Verbindung zwischen autonomen Funktionsstörungen und Ermüdungssymptomen. Die Studie hat mehrere diagnostische Vorhersagemodelle für ME/CFS entwickelt und könnte zukünftige Forschungsansätze und Behandlungsstrategien für beide Erkrankungen beeinflussen​​.

Schlussfolgerungen

Die Studie unterstreicht die Bedeutung der Bewertung des autonomen Nervensystems bei der Diagnose und Behandlung von ME/CFS und PCC. Diese neuen Erkenntnisse könnten zu einem besseren Verständnis der komplexen Pathophysiologie dieser Erkrankungen beitragen und letztendlich die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.