Forscher*innen bestätigen: Aktivierungstherapie verursacht Schaden bei Betroffenen von Post-Exertioneller Malaise
26. Januar 2024Ein neuer Artikel stellt die Wirksamkeit und Sicherheit der Graded Exercise Therapy (GET) bei Long COVID-Patient*innen mit Post-Exertioneller Malaise (PEM) infrage. Die Autor*innen zeigen darin auf, dass GET zu einer Verschlechterung der Symptome führen kann. Die Forschenden empfehlen, die täglichen Aktivitäten innerhalb des Energiehaushalts zu gestalten und einen Pacing-Ansatz zu verfolgen, insbesondere bei Betroffenen mit PEM. Für Menschen ohne PEM werden sicherere Bewegungsansätze vorgeschlagen.
Ein Umdenken in der Long COVID-Behandlung
Neueste medizinische Erkenntnisse zeigen klar auf, dass die Aktivierungstherapie (Graded Exercise Therapy, GET) bei Personen mit Long COVID und Post-Exertioneller Malaise (PEM) nicht nur unwirksam, sondern auch schädlich ist. Der Artikel, der in der Fachzeitschrift “Nature Reviews Cardiology” veröffentlicht wurde, beleuchtet die potenziellen Risiken und fordert ein Umdenken in der klinischen Praxis.
Was ist Post-Exertionelle Malaise?
PEM ist ein Kernsymptom bei Long COVID, das durch eine Verschlechterung des Gesundheitszustands nach körperlicher oder geistiger Anstrengung gekennzeichnet ist. Es verzögert die Erholung und kann die tägliche Funktionsfähigkeit erheblich einschränken. Bis zu 85% der chronisch und schwer erkrankten Long COVID-Patient*innen leiden unter einer Kombination aus PEM und kardiovaskulärer autonomer Dysfunktion.
Ineffektivität der Graded Exercise Therapy
Die Forschenden argumentieren, dass GET, die bisher auf Basis der PACE-Studie empfohlen wurde, nicht wirksam und möglicherweise schädlich ist. Sie weisen darauf hin, dass frühere Studien, die positive Effekte der Kombination von GET und kognitiver Verhaltenstherapie zeigten, wegen erheblicher Protokollabweichungen und retrospektiver Anpassungen der Genesungskriterien in Frage gestellt werden müssen. Eine nachträgliche Analyse ergab sogar, dass diese Kombinationstherapie ineffektiv war.
Negative Auswirkungen der Aktivierungstherapie
Studien zeigen, dass Aktivierungstherapien oft zu negativen Gesundheitseffekten bei ME/CFS-Patient*innen führen, insbesondere wenn genaue diagnostische Kriterien für PEM angewandt werden. Eine Querschnittsstudie mit 477 Long COVID-Betroffenen zeigte, dass 75% nach Befolgung von Bewegungsempfehlungen eine Verschlechterung der Symptome und Funktionen erfuhren.
Empfehlungen für die Praxis
Die Autor*innen empfehlen, dass Menschen mit Long COVID und PEM ihre täglichen Aktivitäten innerhalb ihres verfügbaren Energiehaushalts gestalten sollten, anstatt GET zu folgen. Sie plädieren für einen “Schaden vermeiden”-Ansatz und raten, alle Long COVID-Betroffenen auf PEM zu untersuchen. Personen ohne PEM könnten sicherere Bewegungsansätze verfolgen, die autonome Reaktionen verbessern könnten, wenn sie weiterhin auf das potenzielle Auftreten von PEM überwacht werden.